Von einem Kunden bin ich auf die Outlook-Alternative Pimero aufmerksam gemacht worden. Anbei ein kurzer Test.

Pimero kann sowohl als Einzelplatz-, Client- und Server-Installation verwendet werden und steht sowohl in einer Free- als auch in einer Standard- und Profesional-Edition zur Verfügung. Die Free-Edition darf nicht gewerblich genutzt werden. Einen Versionsvergleich findet man auf der Herstellerseite.

Getestet wurde für diesen Artikel die Professional-Edition.

Installation

Zur Installation, ganz gleich ob Einzelplatz, Client oder Server wird Windows XP oder höher benötigt. Ferner muss das .NET Framework 4 installiert sein. Letzteres wird durch das Pimero-Setup von selbst heruntergeladen und installiert, sofern es nicht schon auf dem Computer vorhanden ist.

Die Installation, ganz gleich in welcher Funktion (Einzelplatz, Client, Server) gestaltet sich sehr einfach. Positiv fällt auf, das eine Setup-Datei alle Installationsmöglichkeiten beinhaltet.

Beim ersten Start kann man auswählen, wie Pimero verwendet wird (Einzelplatz, Client, Server), einen Benutzer anlegen und auswählen ob die E-Mail-Funktionen (nur Einzelplatz oder Client), RSS und ein Social  network connector (Facebook, Twitter, LinkedIn) aktiviert werden sollen.

Es fällt auf, das unabhängig von der Nutzungsart, eine Firebird-Datenbank installiert wird. D.h. selbst wenn man Pimero als Einzelplatz oder Client verwendet und beendet, laufen immer noch zwei Dienste im Hintergrund weiter. Beim Server läuft zusätzlich der entsprechende Serverdienst mit.

Der erste Eindruck

Beim Starten ist die Angabe eines Benutzernamens mit Kennwort notwendig. Es besteht die Möglichkeit, die Anmeldedaten zu speichern. Eine Verwendung der Windows-Anmeldung (Single-sign on) ist nicht möglich. Daraus kann man auch schließen, das keine Integration mit Active Directory (sofern vorhanden) bzw. mit vorhandenen Windows-Benutzerkonten auf einem Quasi-Server wie z.B. Windows 7, nicht gegeben ist.

Die Oberfläche wirkt aufgeräumt und übersichtlich.

Pimero bietet zwar einen Feedreader an, der per Standard auf der rechten Seite zunächst ausgeblendet dargestellt wird, allerdings kann man nur einen Feed hinzufügen. An dieser Stelle bietet selbst Outlook seit Version 2007 mehr.

Die E-Mail-Funktionalität beschränkt sich auf die Anbindung von POP3- und IMAP-Konten. MAPI, also die Schnittstelle zum Exchange Server, wird nicht unterstützt. Dies ist im übrigen auch bei vielen anderen E-Mailclients der Fall. Allerdings ist dann die reißerisch große Überschrift “Die Outlook Alternative!” auf der Homepage des Herstellers dann wohl eher Marketing.

Rein von den gebräuchlichen Grundfunktionen gibt es relativ wenig Unterschiede zwischen Outlook und Pimero, zumindest auf Anwenderseite. Lediglich die Aufteilung und das Handling ist ein anderes.

Nett sind hingegeben die Möglichkeiten des Chats und des Social network connectors. Ob man solche Funktionen allerdings benötigt, dürfte ganz von der Art der Tätigkeit abhängen.

Der Schwerpunkt scheint bei Pimero primär auf den Kalenderfunktionen zu liegen. Das zeigt sich auch bei den E-Mail-Funktionen, dazu weiter unten mehr.

Pimero-Server

Ein Pimero-Server wird benötigt, wenn mehrere Arbeitsplätze und Smartphones synchronisiert werden sollen. Erst durch den Pimero-Server wird die Anwendung Groupware-fähig.

Im Server selbst lassen sich relativ wenig Einstellungen vornehmen. Von Vorteil dürfte aber die integrierte Backup-Funktionalität sein.

Synchronisation

ActiveSync kommt bei Pimero nur in Form des unter Windows XP oder neuer installierten ActiveSync-Clients von Microsoft und in Verbindung mit Windows Mobile 6.0 oder höheren Geräten zum Einsatz. In wie fern damit auch Windows Phone 7 oder höhere Geräte abgedeckt sind, bleibt die Dokumentation schuldig.

Demnach findet eine Synchronisation nicht wie von Microsoft Exchange, MDaemon, Tine 2.0 oder anderen Lösungen über das Netzwerk bzw. Internet statt, sondern lediglich über lokal angeschlossene Windows Mobile-Geräte.

Bei Google (Android), Apple (iPhone) oder RIM (BlackBerry) wird jeweils eine App benötigt. Für diese Geräte ist in der Dokumentation angegeben, das die Sychronisation mit dem Pimero Server stattfindet. Für Android-Smartphones wird zusätzlich ein Google Konto benötigt.

Damit eine Sychronisation über das Internet stattfinden kann, muss je nach Smartphone oder Pimero-Client, in der Firewall die Ports 8081 (Pimero Client) 8084 (iPhone), 8085 (Android), 8086 (BlackBerry) freigeben werden. Dies ist durchaus ungewöhnlich, realisieren andere Lösungen das über einen oder zwei Ports.

Was fehlt?

Dem ersten Anschein nach, gibt es im Pimero Client keine Möglichkeit, das Intervall in dem nach neuen E-Mails gesucht wird, einzustellen. Selbst nach fünf Minuten warten wurden keine neuen E-Mails angezeigt. Scheinbar gibt es an dieser Stelle nur einen manuellen Abruf. Ferner können Ordner nicht angelegt werden. Für Anwender, die ihre E-Mails entsprechend sortieren möchten dürfte das ein Problem sein.

Der Pimero-Client kann nicht mittels Gruppenrichtlinie verwaltet werden. Für kleine Installationen kein Problem, aber bei größeren Anwenderzahlen kann das schnell unangenehm werden.

Der Pimero-Server dient lediglich dazu, Kontakte, Termine bzw. Kalender, Aufgaben und Notizen zu synchronisieren. Ein E-Mailserver fehlt gänzlich, so wird hier ein weiteres Produkt benötigt. Darüber hinaus ist kein Webzugriff möglich. Es fehlt also ein Pendant zu Outlook Web App (Exchange), WorldClient (MDaemon) oder Tine 2.0.

Bedenklich

Bei einem kurzen Blick auf die Kommunikation zwischen dem Client und dem Server unter Windows sieht aus augenscheinlich so aus, als ob die Kommunikation nicht verschlüsselt ist. So lässt sich zum Beispiel der Anmeldenamen im Klartext auslesen.

Im lokalen Netzwerk lässt sich sowas möglicherweise noch verschmerzen, aber spätestens bei einer Nutzung durch Außendienstmitarbeiter ist damit nicht mehr zu spassen. Möglicherweise sieht es bei der Kommunikation mit den Apps auf Smartphones anders aus, Dies wurde aber auf die Schnelle nicht getestet.

Fazit

Wer eine günstige Groupware-Lösung sucht, macht mit Pimero nicht viel falsch. Man sollte aber im Vorfeld geklärt und getestet haben, ob die Lösung für den Einsatzzweck passend ist.

Zusätzlich sollte bedacht werden, das nicht jede (Unternehmens)-Software damit klar kommt, wenn kein Outlook oder Lotus Notes auf dem Arbeitsplatz vorhanden ist. Beispiele dafür finden sich sowohl im ERP- und CRM-Bereich, als auch bei Steuerprogrammen wie z.B. DATEV.

Die fehlende Integration mit Active Directory als auch der nicht vorhandene E-Mailserver und keine Verwaltung mittels Gruppenrichtlinie kann je nach Umgebung zum Problem werden bzw. zu Mehraufwand und in Folge zu Mehrkosten führen.

Von anderen Lösungen ist man eher gewohnt, nur den Port 443 (SSL/TLS) in der Firewall freigeben zu müssen, damit mittels ActiveSync Smartphones synchronisiert werden können. Bei Pimero ist dies anders, nicht nur, das je nach Smartphone unterschiedliche Ports freigegeben werden müssen, so ist darüber hinaus noch eine zusätzliche App auf dem Gerät notwendig.

Nicht vergessen darf man, falls man auch E-Mails über einen E-Mailserver abgleichen möchte, das man zusätzlich noch die Ports 25 (SMTP) und 143 (IMAP) freigeben muss. Von der Absicherung des E-Mailservers mit SSL, dann werden andere Ports benötigt, mal ganz zu schweigen.

So kommt man schnell auf eine Handvoll Ports die zum Internet hin geöffnet werden müssen, was wiederum die mögliche Angriffsfläche erhöht, ferner steigt der Update-Aufwand, da bei Aktualisierungen die Apps mit verwaltet werden müssen.

Update 05.07.2012

Wichtiger Hinweis für Nutzer des Pimero Servers auf einem Windows XP “Quasi”-Server:

Derzeit ist ein Update auf die aktuelle Version Pimero Professional Edition 2012 R1 nicht möglich, da es während des Updates zu einem Fehler kommt und das Update entweder hängen bleibt oder abstürzt. Laut Aussage des Herstellers ist das Problem bekannt und es wird daran gearbeitet. Es bleibt nur die Wahl entweder auf die nächste Version (R2) zu warten oder den Pimero Server auf einem neueren Windows zu installieren.

Update 11.07.2012

Das Update-Problem auf Windows XP hat sich zum Teil mit der Pimero-Version 2012 R1 vom 06.07.2012 gelöst. Auf einem Pimero-“Quasi”-Server, der unter Windows XP Professional läuft, konnte das Update installiert werden.

Auf zwei XP-Clients wurden allerdings keine Einstellungen von der vorangegangenen Pimero-Client-Installation übernommen, so das dort nur der Weg über die Neueinrichtung der Client-Verbindung führte.

Ferner ein Hinweis am Rande: Für das Update sollte man sich Zeit nehmen, sowohl auf dem Server als auf allen Arbeitsplätzen dauert es recht lange bis das Update installiert ist.