Bei einer Kundin stand seit Jahren ein Netgear ReadyNAS Duo in der Ecke und sollte eigentlich Datensicherung vom Arbeitszimmer-PC machen. Bei einer Prüfung des IST-Zustands viel mir auf, das keine Datensicherungs-Software auf dem Windows 7-Computer konfiguriert, installiert (außer den Bordmitteln) oder sonstwie eingerichtet war.
So kam als erstes die Frage auf, was der vorangegangene IT-Dienstleister überhaupt gemacht hat. Beim Versuch auf das NAS zuzugreifen, sei es über die (nicht-) verbundenen Netzlaufwerke oder die Benutzeroberfläche erhielt man nur ein “Zugriff verweigert”. Leider war das Kennwort für den administrativen Zugang unbekannt, Dokumentation nicht vorhanden und ein Zurücksetzen ebenfalls nicht möglich, da weder die Sicherheitsfragen noch die dazu passenden Antworten bekannt waren.
Schlicht auf Werkszustand zurücksetzen war gleichfalls keine Option, denn dabei würden die Festplatten formatiert werden. Also musste ein anderer Weg gefunden werden.
So wurden zunächst die Festplatten ausgebaut und mit einem unserer Werkstatt-PCs verbunden. Das auf dem NAS “irgendwie” Linux zum Einsatz kommt war soweit zu erwarten und man ging schlicht von einem ext3-Dateisystem aus. Dies bestätigte sich soweit recht schnell nach einem kurzem Blick via gparted. Man erkannte die Partitionierung und das lvm verwendet wird.
Eine kurze Recherche förderte gleich zwei potentiell funktionierende Anleitungen für einen erfolgreichen Zugriff zu Tage. Zielführend war letztlich nur der Artikel von My Stuff (siehe Quellen) auf dem dieser Beitrag beruht.
Auf dem Werkstatt-PC kam Linux Mint 17 mit Cinnamon-Desktop zum Einsatz. Alle nachfolgend genannten Befehle wurden als root (“sudo su”) ausgeführt.
Mittels
fdisk -l
listet man zunächst alle Laufwerke samt Partitionierung auf. Dabei stießen wir darauf, das scheinbar nur eine der zwei Festplatten aus dem NAS in Ordnung zu sein scheint. Bei der zweiten Festplatten wurde eine fehlerhafte Partitionstabelle angezeigt. Eine Suche mittels testdisk förderte keine Partitionen oder Daten irgendeiner Art zu Tage, so das wir uns auf die funktionierende Festplatte konzentrierten.
Über
vgscan
muss zunächst die LVM Volume Group ermittelt werden, in unserem Fall “c”, diese wird dann über
vgchange -ay c
aktiviert. Jetzt kann die Partition eingehängt werden:
fuse-ext2 -o sync_read,allow_other,rw+ /dev/c/c /mnt/lvm
In diesem Fall wurde zuvor ein Verzeichnis unter “/mnt” mit dem Namen “lvm” angelegt (“mkdir /mnt/lvm”). Nicht wundern, das Paket “fuse-ext2” muss zunächst installiert werden:
apt-get install fuse-ext2
Update 14.09.2015: Ggf. lautet der Paket-Name “fuseext2”, der Befehl muss dann entsprechend angepasst werden. Danke an Udito für den Hinweis.
Der Name ist etwas irreführend, da es sich bei dem NAS um ein ext3-Dateisystem handelt. ext3 wird von diesem Paket bzw. Befehl abgedeckt.
Ist man soweit gekommen, so kann man die Verzeichnisse mittels cp (z.B. “cp -r /mnt/lvm /mnt/usb-hdd”) kopieren. Konkret war dies hier “backup” und “media”. Der Rest schien von Netgear zu sein und war unbenutzt bzw. leer.
Anhand der Zeitstempel konnten wir feststellen, das die Daten anno 2011 und 2012 auf das NAS kopiert wurden. Im “backup”-Verzeichnis waren “Eigene Dateien” abgelegt, die scheinbar schlicht drauf kopiert wurden. Es fand sich kein Hinweis auf eine “echte” Datensicherung.
Was nicht funktioniert
Ein Versuch “auf die Schnelle” die Daten via Parted Magic zu retten scheint nicht möglich zu sein, da das Paket bzw. der Befehl “fuse-ext2” fehlt.
Ebenfalls problematisch bzw. unmöglich ist die Verwendung des Linux Mint eigenen Dateimanagers. Beim Versuch über diesen auf die eingehängte Partition zuzugreifen friert dieser ein, ein Zugriff über die shell ist dann ebenfalls nicht mehr möglich. In unserem Fall half nur Neustart, neu einhängen und rein per shell zu arbeiten.
Quellen
My Stuff – How to mount disk used by ReadyNAS
First Person Troubleshooter – Restoring Data from Netgear ReadyNAS Duo Hard Drive
Verheiratet, Vater von zwei Kindern, eines an der Hand, eines im Herzen. Schon immer Technik-Freund, seit 2001 in der IT tätig und seit über 10 Jahren begeisterter Blogger. Mit meiner Firma IT-Service Weber kümmern wir uns um alle IT-Belange von gewerblichen Kunden und unterstützen zusätzlich sowohl Partner als auch Kollegen.
Hi Andy,
danke für die Anleitung, eine kleine Anmerkung:
Ich habe dafür auch ein Linux Minit Cinnamon verwerdet, aber das Paket
“fuse-ext2” gab es so nicht hingegen aber das Paket “fuseext2” ließ sich mit apt-get install fuseext2 installieren.
Gruß, Udito
So geht es an einem Windows PC!!
ich hatte das Problem das ich auf die Daten eines Netgear duo NAS nicht mehr zugreifen konnte nach dem ich Diesen unbenannt hatte.
Nach einigem hin und her (Ubuntu Knoppix…) habe ich mir den Linux Reader 2.2 herunter geladen und installiert.
Nun den Rechner herunter gefahren die Festplatte an den Sata-Anschluss angeschlossen und den Rechner gestartet.
Die Festplatte wurde von Windows nicht erkannt und auch im Linux Reader nicht angezeigt, im Gerätemanager wurde die Festplatte angezeigt.
Nach einigem hin und her habe ich aus Verzweiflung den Linux Reader noch mal installiert und siehe da die Festplatte wird erkannt!
Bei öffnen der Festplatte im Linux Reader wurde mir eine Fehlermeldung angezeigt das er die Dateien nicht lesen kann aber dann konnten die Daten problemlos kopiert werden.
Grüße Babbel
Unter den Blinden ist er Einäugige