Noch am gleichen Tag nach dem Test des auna Bazzter ging ich wieder auf die Suche nach einem brauchbaren portablen Lautsprecher mit niedriger Latenz am AUX/Line In.

Beim music store stieß ich auf den reloop Groove Blaster BT. Die Hoffnung das es mit diesem was werden könnte begründete sich zum einen damit, das er im Shop unter der Rubrik DJ – DJ-Monitore zu finden ist und das im Anschluss-Schema (siehe “Setup Examples” auf der Hersteller-Homepage) von reloop unter anderem eine Mixer- und/oder Plattenspieler (reloop SPIN-)Anbindung dargestellt wird. Zusätzlich wurde die Hoffnung noch durch das NAMM-Video und das da gerade jemand am Scratchen war befeuert. Soviel zur Findungsgeschichte.

Ein ebenfalls gutes Review über nahezu alle Pros und Cons findet sich auf YouTube beim Speakerschocker:

Reloop Groove Blaster BT Test | Review | Soundcheck | Vergleich JBL Xtreme2 Teufel Rockster Cross

Zusätzliche Testberichte mit weiteren Punkten findet sich hier:

amazona – Test: Reloop Blaster BT, Bluetooth-Lautsprecher

bonedo – Reloop Groove Blaster BT Test

Soweit war klar, unabhängig von diesem Test, das Ding hat seine Vor- wie auch Nachteile. Gewissheit zu meinem “speziellen” Thema sollte zusätzlich erlangbar sein.

Erster Eindruck

Gute drei Tage später kam UPS mit dem Paket an. Einen Ticken länger als normal (1-2 Tage), aber was ist in Corona-Zeiten schon normal, aber wesentlich früher als angekündigt. Eigentlich war eine Woche als voraussichtlicher Liefertermin seitens des Paketdienstleister (nicht seitens music store) angegeben. Witizgerweise stand lange im Tracking bei UPS lediglich “Label created”.

Der Groove Blaster BT kommt vom Design her recht nüchtern daher, der auna Bazzter wirkt dagegen eher verspielt, aber hinsichtlich der Beleuchtung der Lautsprecher aber auch fragiler. Die in der Vergangenheit getestete Dockin- oder Mackie-Boxen waren ebenfalls klassisch vom Aussehen.

Bei reloop setzt man auf die Kernfunktionalität statt Spielerei und das ist auch gut so. Das Bedienfeld ist schlicht und funktional gehalten sowie erfreulicherweise beleuchtet. Auf den ersten Blick könnte man wie bei Mackie meinen, das wären Sensoren, sind es allerdings Taster. Die Laustärkeregelung empfinde ich als träge, wenn es schneller und präziser gehen soll dann am jeweiligen Bluetooth- oder AUX-/Line-Zuspieler regeln.

Es gibt eine Akkustandsanzeige, allerdings ungünstig auf der Rückseite im Netzteil-Fach “versteckt”, dafür sind die LEDs dieser Anzeige richtig hell:

Apropos Fach: In diesem finden sich die weiteren Anschlüsse wie der AUX In, DC In sowie eine USB-Anschluss da der Groove Blaster als Powerbank dienen kann. In dieses Fach wird typischerweise das Netzteil untergebracht, das geht allerdings nur ohne den landesspezifischen Adapter. Etwas mehr Platz hätte an dieser Stelle gut getan. Um Ordnung zu halten ist die Grundidee gut, die Aufteilung, also Im Fach Anschlüsse, Akkustand, etc. eher ungünstig. Verwendet man Kabel die dünn genug sind, können diese aus der geschlossenen Heckklappe herausgeführt werden.

In Sachen Größe liegt der Groove Blaster BT etwas unterhalb des auna Bazzter, dennoch größer als die bislang ausprobierten mobilen Lautsprecher. Man kann wohl sagen, das der Groove Blaster gerade noch portable ist, einen Bollerwagen braucht man (noch) nicht, umhängen geht mit dem mitgeliefertem Tragegriff aber auch nicht. Der Griff der vorhanden ist reicht zum umhertragen aus. Bei meiner besseren Häfte, die in Sachen Handarbeit begabt ist, hatte ich bereits nach einem Gurt gefragt.

Der Klang

Der Groove Blaster ist ein Drei-Wege-System bestehend aus 1x Bass, 2x Mitten, 2x Höhen, das kommt dem Sound zu Gute. Leider handelt es sich nicht um eine Stereo-Box, sondern es wird ein gemischtes Mono-Signal verwendet. Stereo-Sound gibt es nur bei der Kopplung (SmartLink) von zwei Groove Blastern. Die englischen Ansagen der Box rauschen etwas in dem Moment wo sie erklingen. Insgesamt erscheint mir der Klang ausgewogener als bei den meisten anderen getesteten Geräten. Nicht zu Bass- oder Höhenlastig, aber dennoch definiert.

Einen netten “Trick” wendet der Hersteller an: Liegt kein (Mindest-)Signal an, ganz gleich ob via Bluetooth oder AUX schaltet der Lautsprecher via Gate ab, daher hört man auch kein Rauschen wenn nicht’s läuft. Die Idee ist nicht schlecht, kann so kein Rauschen stören und wird so auch kein Rauschen oder andere möglichen Störungen unnötig verstärkt und damit der Akku belastet. Nachteil an dieser Technik ist, wie schon in anderen Tests angemerkt, das bei sehr leisen Passagen in einem Song der Groove Blaster mitunter abschaltet obwohl doch noch etwas läuft. Zusätzlich fiel auf, das der Groove Blaster BT sehr schnell nach dem Ende eines Songs bzw. dem Unterschreiten des (Mindest-)Signals abschaltet. Für meinen Geschmack schon zu schnell, wird einem ständig der Anfang oder das Ende oder der Break “weggeschnitten”. Bei diversen Intro-Spielereien echt ärgerlich. Diesbzüglich, also dem “Abschaltverhalten” würde ich mir eher das Verhalten des kürzlich getesteten Jabra Elite 85h wünschen. Weiter ungünstig ist, das sich der Groove Blaster das eingesteckte AUX-Kabel nicht merkt. Nach dem Aus-/Einschalten muss das Kabel erneut gesteckt werden um die Nutzung des Eingangs zu reaktivieren.

Ordentlich bums hat und macht der Groove Blaster BT jedenfalls, wenn auch nicht ganz so laut und druckvoll wie die Dockin DFine+ oder im Idealfall (bei richtigem EQ, entsprechendem Musikstück und viel gutem Willen) der auna Bazzter. Mackie war vom Sound bisher am besten. Vom Gesamtbild, also Laustärke und Klang, ist der reloop Groove Blaster BT bislang der Beste getestete mobile Lautsprecher.

Zur Akkulaufzeit kann ich keine Angaben machen, der Lesart nach ist aber auch hier im Vergleich zum auna Bazzter etwas viel besseres verbaut.

Die Latenz

Und da ist es wieder, “mein” Thema. Wie schlägt sich denn der Groove Blaster BT? Die gewohnte Messung konnte nicht direkt durchgeführt werden, da durch die Einschaltverzögerung (Gate) der Anfang schlicht untergeht. Also ging ich her und erzeugte in Audacity eine Rhythmus-Spur und lies diese wiedergeben sowie gleichzeitig aufnehmen. Man sieht im Screenshot das der Anfang fehlt, danach ist die Verzögerung, gemeint ist die eigentliche Latenz, gut zu erkennen.

So ca. 79 ms müssten es sein. Könnte besser, könnte schlechter sein. Für’s DJing also wieder Essig, man trifft so schwer den richtigen Punkt für Scratchen, Mixen, Samplen, usw. Da bekommt man schnell das Gefühl nicht mehr Auflegen zu können.

Update 12.05.2020: Leider sind mir beim Testen Fehler unterlaufen. Im Beitrag Audacity: Latenz von Lautsprecher messen ist dazu alles aufgeführt. Vmtl. liegt die Latenz beim ca. 41 ms.

Fazit

Ungetestet aber von Vorteil könnte sich erweisen, das man zwei reloop Groove Blaster BT miteinander koppeln (SmartLink) und so für mehr Power sorgen kann, aaaber das geht nur bei Bluetooth. Wird der AUX-Eingang verwendet steht diese Funktion nicht zur Verfügung! Schade. Behelfen kann man sich dann allerdings ganz klassisch mit Kabeln bzw. Adaptern, soll heißen: Linker Kanal von der Quelle an den linken Groove Blaster BT und der rechte Kanal an die rechte Box.

Hat die Quelle Cinch-Ausgänge dann könnte man entsprechende Cinch-auf-Klinke-Adapter verwenden und lediglich den jeweils benötigten Kanal anschließen. Aber Achtung: Aufgrund der Platzverhältnisse im Fach und der Nähe des AUX-Eingangs zu den Wänden ist nicht all zu viel Raum für so manchen Adapter! Der 12V DC-Eingang für’s Netzteil bietet die Möglichkeit die Box mobil mit einem (zusätzlichen) Akku zu betreiben. Das ist zwar vom Hersteller nicht vorgesehen, aber technisch machbar.

Persönlich hätte ich mir mehr Leistung gewünscht, was nicht bedeutet das der Groove Blaster (zu) leise wäre, einfach um Reserven zu haben wäre es Nett. Im Gegensatz zu anderen Tests hatte ich allerdings den Eindruck, das es lauter geht via AUX und nicht via Bluetooth als Quelle. Im Großen und Ganzen gibt es allerdings rein Lautstärke/Klang-technisch nicht wirklich etwas zu bemängeln. Der Tragegriff, die “verborgenen” Anschlüsse hinter der Klappe betrachte ich soweit mehr oder weniger als Kosmetik. Für die Zukunft würde ich mir dennoch ein verbessertes und fetteres Modell wünschen.

Das bei einem weiteren Musikgeräte-Hersteller die Sache mit der Latenz nicht klappt ist allerdings gleichermaßen ärgerlich wie enttäuschend. Die Sache mit dem zu früheren “Abschalten” bei leisen Passagen bzw. zu späten “Einschalten” bei den Anfängen stört zumindest mich sehr.

Aufgrund der Latenz und vor allem dem Gate-Verhalten geht auch diese Box zurück. Es bleibt der Eindruck, das moderne digitale Verstärker schlichtweg zu Latenzen neigen und das seitens der verschiedenen Hersteller schlicht dem Thema keine große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Fairerweise muss man zugegeben, das die Zielgruppe hierfür (DJs, Musiker, …) wohl schlichtweg zu klein ist.

Ich für meinen Teil denke nun einmal mehr über einen Selbstbau mit einem analogen Verstärker nach.