Da war die Woche ja einiges los in Sachen Virtualisierung. Die für mich persönlich wichtigsten Anbieter haben neue Versionen mit neuen Funktionen und neuer Lizenzierung veröffentlicht.
Der nach wie vor unangefochtene Marktführer VMware hat seinen vSphere Hypervisor (ESXi) in Version 5.1 veröffentlicht und bei der Gelegenheit die umstrittene Lizenzierung nach vRAM zurückgenommen.
Microsoft’s Hyper-V Server 2012 ist nun auch als RTM verfügbar. Hier ändert sich der Funktionsumfang (Replica, Shared nothing live migration, uvm.) als auch die Lizenzierung. Windows Server 2012 darf in der Standard-Edition zwei Mal pro Host virtualisiert werden, die Enterprise Edition gibt es nicht mehr und bei Datacenter ändert sich nichts, d.h. darf unbegrenzt als virtuelle Maschine pro Host installiert werden.
Oracle’s VirtualBox dürfte bei vielen der Standard in Sachen Desktop-Virtualisierung sein. Hier gibt es mit Version 4.2 ein neues “Major-Release” mit vielen Änderungen. Eine Übersicht der Neuerungen hat Wolfgang Sommergut auf WindowsPro veröffentlicht. Der Vollständigkeit halber hier noch die Presse-Meldung von Oracle.
Archivista kommt ebenfalls mit einer neuen Version daher. Generell hat sich bei der ArchivistaVM und auch ArchivistaBox in diesem Jahr viel getan. So wurde eine Benutzerverwaltung für Instanzen eingeführt, die Größe der ISO-Datei auf sagenhafte 111 MB geschrumpft, die browserbasierte Verwaltung um noVNC erweitert und damit die Notwendigkeit von Java abgeschafft. Ferner wurde der benötigte Arbeitsspeicher reduziert und die Bootzeit verkürzt.
Das gesamte System läuft dabei vollständig im Arbeitsspeicher, es muss bzw. kann nicht zuerst installiert werden (Zero-Install). Ein USB-Stick oder eine CD dienen lediglich als Boot-Medium, wobei ein USB-Stick aufgrund der besseren Performance zu bevorzugen ist. Das spart Zeit, da eine Installation entfällt und beim Update nur der Inhalt des Boot-Mediums ausgetauscht werden.
Nicht verwechseln darf man Zero-Install mit der Variante von VMware. VMware ESXi wird auf einen USB-Stick installiert und von dort gestartet. Der Betrieb bei beiden Anbietern ist insofern nur ähnlich, dass das System vom USB-Stick gestartet wird und die Daten auf den Festplatten (RAID) liegen.
ArchivistaVM kann nun auch ohne Hardware, aber dennoch mit Support erworben werden. Der Hersteller nennt dies ArchivistaVM Light. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern wird nicht nach CPUs oder deren Sockeln als auch nicht nach Arbeitsspeicher, sondern nach Anzahl der Festplatten pro Host lizenziert. Die Lösung ist dementsprechend günstig.
An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an Urs Pfister von Archivista für die Info’s über die Neuerungen und denn generell guten Kontakt.
Verheiratet, Vater von zwei Kindern, eines an der Hand, eines im Herzen. Schon immer Technik-Freund, seit 2001 in der IT tätig und seit über 10 Jahren begeisterter Blogger. Mit meiner Firma IT-Service Weber kümmern wir uns um alle IT-Belange von gewerblichen Kunden und unterstützen zusätzlich sowohl Partner als auch Kollegen.
Zunächst herzlichen Dank dafür, dass ArchiistaVM immer mal wieder sehr wohlwollend erwähnt wird.
Aber, ich hätte jetzt den Eindruck, dass die Installation auf einem USB-Stick von VMware ESXi nicht mit dem Prinzip von ArchivistaVM zu vergleichen ist. So kann ESXi zwar komplett auf einen Stick installiert werden, das System wird anschliessend auch ins RAM geladen, aber es ist eine Installation ab CD/USB-Stick auf eine/n Stick/SD-Karte notwendig. Der Installationsdatenträger lässt sich (soweit ich es verstehe) nicht direkt hochfahren und als Server nutzen (schon gar nicht können Gäste damit verwaltet werden). Wie eine USB-Installation mit ESXi funktioniert, ist wunderbar beschrieben unter:
http://www.windowspro.de/wolfgang-sommergut/esxi-5-installieren-usb-stick-als-quelle-ziel
Nebenbei erwähnt, plus/minus ist von Installationszeiten um die 15 Minuten die Rede, einige sprechen von ein paar Minuten. Das ist aber erst die “halbe” Miete. Nach der Installation von ESXi muss vSphere unter Windows installiert weden, ehe ich auf den ESXi-Server zugreifen kann. Zusammen ergibt dies ca. 300 MByte für den Server und 350 MByte für den Client (ergäbe fünf komplette autarke ArchivistaVM-Systeme à 128 MByte). Und ja, dummerweise benötigt vSphere wiederum eine Windows-Installation mit ein paar GByte.
Möchte ich das alles kostenfrei (von Open Source reden wir jetzt mal nicht), muss ich alle 180 Tage die Testversion von Windows XY neu aufsetzen. Ich weiss schon, das viele bzw. fast alle Windows haben (auch bei mir steht virtualisiert noch ein Windows-Gast zur Verfügung), aber ohne Windows geht bei vSphere (soweit mir bekannt ist) trotzdem nichts. Zwar gab es mal eine Web-Version, die wurde aber schon vor Jahren wieder “eingestampft”.
ArchivistaVM arbeitet dagegen komplett autark. Ich nehm den Stick (CD geht ebenfalls), ich fahre das System hoch und fertig ist angerichtet. Server wie Client benötigen bei ArchivistaVM im RAM ca. 500 MByte — soviel reserviert sich ESXi alleine für die Log-Dateien! Der Prozess dauert ca. 20 bis 30 Sekunden, danach kann ich direkt mit dem System arbeiten. Es gibt im Unterschied zu ESXi keine Installation und auch keinen Neustart, es steht alles bereit, um autark arbeiten zu können. Ich brauche dazu noch nicht mal ein Netzwerkkabel, da ich alle Gäste auch lokal im integrieten Web-Browser (Firefox) administrieren kann. Dass dies auch mit Clustern (DRBD) geht, sei hier nur nebenher gesagt.
Ich brauch im Unterschied zu ESXi nicht mal eine Festlatte, mit der Option ‘ram ramonly’ kann ich auch komplett im RAM arbeiten. Ich kann on-the-fly Disks zuschalten, ich hab ein 100% Open Source System (Debian Squeeze) und ich kann (wenn ich möchte) mit apt-get install jederzeit weitere Software zuladen (z.B. um mal schnell eine Doku zu erstellen — oder auch mal ein Filmchen zu gucken…)
Weiter kann ich das Hochfahren des Systems skripten, ich kann damit z.B. mal schnell ein paar Instanzen für eine Testumgebung oder eine Demo in ein bis zwei Minuten jederzeit ins RAM “zaubern” (mein Favorit ist der ArchivistaVM-Cluster-Aufbau im RAM — siehe /home/cvs/archivista/jobs/scripts.tgz) bzw. das Skript vom diesjährigen LinuxTag unter:
http://www.archivista.ch/de/pages/aktuell-blog/archivistabox-2012vi.php
All diese Dinge konnte ich mit ESXi oder XEN oder auch mit KVM nicht — und darum ist letztlich ArchivistaVM entstanden. Offen gestanden, es ist nur darum entstanden, weil ein Kunde eine Alternative suchte, und wir weder bei VMWare noch XEN glücklich wurden. über Proxmox landeten wir letztlich bei ArchvistaVM. Ich bin noch immer hoch dankbar über die Macher von Proxmox (ohne sie gäbe es ArchivistaVM wahrscheinlich nicht), würde aber doch anregen wollen, noVNC gleichwohl zu integrieren — das Teil ist echt stark!!
Zum Abschluss noch dies, ich kann die ArchivistaVM nur deshalb mit diesem Tempo entwickeln, weil die gesamte Infrastruktur komplett virtualisiert und automatisiert läuft (Software nachladen, CD erstellen, virtualiserte Gäste hochfahren, Updates fahren, kundenspezfische Datenträger erstellen etc). Pro Tag werden im Moment zwischen ein paar Dutzend bis zu ein paar Hundert Gäste rumgeschoben. Dies alles könnte ich weder mit ESXi noch mit XEN, einzig mit Ganeti ginge es (wenn auch mit deutlich mehr Initialaufwand).
Sorry, wenn es mal wieder länger wurde…
Danke für die ausführliche Info.
Zugegeben, es kommt in dem Artikel missverständlich rüber.
Ich wollte keinen direkten Vergleich der Plattformen anstellen.
Sinngemäß war meinerseits gemeint, das man das System vom USB-Stick aus laufen lassen kann,
ganz gleich ob es zuvor installiert werden muss oder nicht.
Ich habe den entsprechenden Absatz diesbezüglich umformuliert.
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Dadurch ist ein ähnlicher Betrieb wie z.B. von VMware ESXi her bekannt, das man das System auf einem USB-Stick hat und die Daten auf einem RAID, möglich.
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Sagen wir es so, wenn ich es lese, dann kommt es so rüber, ESXi kann das schon lange, ArchivistaVM kann es jetzt mal so ähnlich. Wenn es so wäre, dann wäre ArchivistaVM NIE entstanden, think different! Ich möchte eine extrem schlanke VM-Infrastruktur unter Open Source, die standalone in wöglichst wenigen Sekunden hochfährt und arbeitet. Mit 128 MByte (Zitat: "sagenhaften" — hier hab ich mich sehr gefreut) im Stand-Alone-Betrieb und 20 Sekunden Init-Zeit dürften wir nicht mehr allzuweit davon entfernt sein.
Ich würde jetzt nicht anregen wollen, den Blog nochmals zu ändern (wäre auch beim ersten Mal nicht notwendig gewesen). Ich würde vielmehr anregen wollen, in der Informatik mit dem Ansatz "think different" vorzugehen. Natürlich ist der Unterschied zwischen 20/30 Sekunden und ein paar Minuten verschmwerzbar, natürlich sind ein paar hundert MByte nicht so dramatisch bzw. weltbewegend, natürlich kostet ESXi ja auch nichts — und trotzdem liegen die Sourcen keinesfalls offen.
Dafür ist VMWare ein Riesending, und ArchivistaVM ein Open Source Projekt unter vielen. Trotzdem ist ArchivistaVM nicht ähnlich zu ESXi, sondern sehr sehr anders,
Sagen wir es mal so, ArchivistaVM beinhaltet einen Standard-Linux-Kernel, Debian, Apache, XORG, Fluxbox, Perl, Python, KVM, Icewasel (Firefox) und unseren Code, um nur die wichtisten Tools zu nennen, ArchivistaVM ist eine moderne standardkonforme Linux-Distribution für die Virtualisierung. Bei ESXi gibt es den amüsanten "Streit" (seit Jahren), ob ESXi einen Linux-Kernel enthält oder nicht:
http://en.wikipedia.org/wiki/VMware_ESX
VMWare ESXI ist aber definitiv keine Stand-Alone-Virtualisierungsplattform, die im RAM arbeitet, in diesem Sinne ist es sehr sehr anders.
> Ich würde jetzt nicht anregen wollen, den Blog nochmals zu ändern
Zu spät und ist auch kein Ding 😉
Ich würd jetzt nicht anregen wollen, den Beitrag nochmals zu ändern, wir sind mittlerweile bei 118 MByte 😉
Es wird ja immer besser.
Auf der Homepage steht allerdings “ca. 112 MB” und der Download selbst ist 221 MB groß, das darin enthaltene ISO ist dann wiederum 213 MB groß.
Das sorgt zumindest bei mir gerade für ein wenig Verwirrung.
Oh, da gab es ein Upload-Problem (hatte da irrtümlich kürzlich known_hosts gelöscht). Folglich wurden die Uploads nicht durchgeführt, das Log gab aber OK zurück — und damit gab ich mich zufrieden.
Richtig ist, die ISO-Datei hat im Moment etwas unter 112 MByte (die Zip-Datei umfasst ca. 118 MByte — Handbücher!). Viel mehr liegt nun nicht mehr drin. Ich müsste zentrale Dienste in Debian wie apt-get löschen. Mit LFS (LinuxFromScratch) liessen sich wahrscheinlich um die 80/90 MByte machen, aber dies wären ein paar Monate Arbeit — und die Zeiit fehlt definitv.
Danke, hat geklappt. Nun passt es.