Supermicro X10SLH-F – Ein Mainboard, vier Probleme und zwei Lösungen

Der Titel lässt schlimmes Vermuten, dem ist aber nicht so: Das waren ein paar “lustige” Tage bzw. zwei Wochen. Wir haben einen unserer betagten Server mit neuen Komponenten (Mainboard, CPU, RAM) ausgestattet. Der Hauptgrund war, das die 8 GB des alten Systems schlicht nicht mehr reichten.

Ein komplett neuer Server sollte es nicht sein, da der RAID-Controller und die Festplatten gerade mal ein paar Monate alt sind. Lediglich der Rest sollte getauscht werden. An und für sich nichts gravierendes. Eigentlich!

Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Zunächst mal unsere Komponenten-Liste:

  • Mainboard: Supermicro X10SLH-F
  • CPU: Intel Xeon E3-1230 v3
  • RAM: 32 GB Kingston (Laut Hersteller-Homepage kompatibel zum Mainboard.)
  • RAID-Controller: Adaptec 6405E

Das sind zumindest die wichtigsten Teile. Der Kenner merkt schnell: Mainboard und CPU sind aktuell, sprich Haswell, USB 3.0, SATA 3 bzw. 6G, usw. Das sollte auch so sein, da zum einen die Datensicherung via USB 3.0 schlichtweg schneller läuft und Haswell unterm Strich die energiesparender und auch leistungsfähigere CPU-Version darstellt. Mal ganz abgesehen davon, wenn man schon was macht, dann mit aktuellen Stand. Die Wahl viel auf Supermicro aus mehreren Gründen:

  • Servermainboard für Haswell vorhanden und auch lieferbar (gilt nicht für alle anderen Hersteller)
  • Integriertes Management-Modul
  • Supermicro hatten wir bislang noch nicht

Der letzte Punkt mag seltsam klingen, aber man ist halt neugierig und im Gegensatz zu manchen Kollegen, verkaufen wir am liebsten Dinge, die wir selbst kennen, im Einsatz oder schon mal getestet haben.

Als Betriebssystem kam für den ersten Test Microsoft Windows Server 2008 R2 Standard mit GUI und der Hyper-V Rolle zum Einsatz.

1. Problem – System lässt sich nicht einschalten

Nachdem die alten Komponenten gegen die Neuen ausgetauscht waren, wollte man munter den Server starten, aber es passierte nichts. Erster Gedanke: Muss am Netzteil liegen, also Netzteil geprüft, kein Fehler feststellbar, Netzteil dennoch getauscht. Essig, geht nicht. Also alles zurück zum Lieferanten. Dort wurde geprüft, kein Fehler feststellbar. Es kam wieder alles zurück zu uns. Hm, was nun. Also Rücksprache mit den Technikern des Lieferanten gehalten und schlicht ein Netzteil mit dem es dort getestet wurde für uns bestellt und siehe da, der Server lässt sich einschalten.

Ich meine mal etwas gelesen zu haben, das so manches Netzteil mit der (niedrigen) Einschaltschwelle der Haswell-Prozessoren Probleme hat. Ich kenne so ein Phänomen aus der Vergangenheit mit passiven Netzteilen von Amacrox und schwachen bzw. energiesparenden Prozessoren von AMD (Geode und Co.). Seinerzeit sprangen die Netzteile schlicht nicht an, da Sie einen Mindestlast benötigten. Scheinbar ist das hier das Gleiche oder etwas ähnliches gewesen (reine Spekulation versteht sich).

2. Problem – Der RAID-Controller bootet nicht

Der Adaptec Raid-Controller 6405E wurde zunächst in den PCIe 2.0 Steckplatz verbaut,  nach dem Einschalten versuchte das System den Controller-Kernel zu booten, aber blieb entweder bei der Meldung

Booting the Controller Kernel

hängen oder brach nach einer gewissen Zeit mit der sinngemäßen Meldung “der Controller konnte nicht gestartet/initiert werden” ab.

Das Ganze ist scheinbar ein Déjà-vu dieses Fehlers:

Problems with Adaptec RAID Controller installed in Supermicro X9SC motherboards

Als workaround kann man den RAID-Controller in einen der PCIe 3.0 Steckplätze verbauen. Die finale Lösung war ein BIOS-Update, das uns der Support auf Anfrage nach diesem Problem per E-Mail zugesendet hat.

3. Problem – Grafikkarten-Treiber wurde wegen Fehler beendet (Code 43)

Der Grafikkarten-Treiber, aktuellste Version die man per Download von der Hersteller-Homepage bekommen konnte, lies sich zwar anstandslos installieren, lief aber immer genau bis zum ersten Neustart. Danach fand man im Geräte-Manager den Hinweis, das der Treiber angehalten wurde, da er Fehler gemeldet hatte (Code 43).

Der Support lieferte auf Anfrage zunächst den Hinweis, man möge die neueste Treiber-Version verwenden. Da wir Diese vermeintlich schon hatten folgte der zweite “Versuch” mit einem IPMI-Update, welches uns der Support per E-Mail zukommen lies, dass das Problem ebenfalls nicht löste.

Erst der Download und die Installation vom aktuellen Treiber-DVD-Inhalt per FTP vom Hersteller löste diesen Umstand. Anbei der Link:

ftp://ftp.supermicro.com/CDR-X10-UP_1.03_for_Intel_X10_UP_platform

ISO:

ftp://ftp.supermicro.com/CDR_Images/CDR-X10-UP/

Entpackte ISO/Einzeldownloads:

ftp://ftp.supermicro.com/ISO_Extracted/CDR-X10-UP_1.20_for_Intel_X10_UP_platform/

4. Problem – WHEA-Logger Warnungen im Ereignisprotokoll

Dieser Fehler hat uns am längsten beschäftigt. Immer wenn eine virtuelle Maschine unter Hyper-V gestartet wurde, gab es folgende Warnung im Ereignisprotokoll:

Protokollname: System
Quelle:        Microsoft-Windows-WHEA-Logger
Datum:         10.09.2013 11:40:23
Ereignis-ID:   19
Aufgabenkategorie:Keine
Ebene:         Warnung
Schlüsselwörter:
Benutzer:      LOKALER DIENST
Computer:      hv02
Beschreibung:
Behobener Hardwarefehler.

Gemeldet von Komponente: Prozessorkern
Fehlerquelle: Behobene Computerüberprüfung
Fehlertyp: Interner Paritätsfehler
Prozessor-ID: 4

Die Detailansicht dieses Eintrags beinhaltet weitere Informationen.
Ereignis-XML:

    19
    0
    3
    0
    0
    0x8000000000000000

    20310

    System
    hv02

    1
    4
    0
    0x90000040000f0005
    0x0
    0x0
    12
    256
    256
    256
    256
    256
    256
    256
    256
    864
    435045521002FFFFFFFF0300020000000200000060030000162809000A090D140000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000BDC407CF89B7184EB3C41F732CB57131B18BCE2DD7BD0E45B9AD9CF4EBD4F8900723561809AECE0100000000000000000000000000000000000000000000000058010000C00000000102000001000000ADCC7698B447DB4BB65E16F193C4F3DB0000000000000000000000000000000002000000000000000000000000000000000000000000000018020000400000000102000000000000B0A03EDC44A19747B95B53FA242B6E1D0000000000000000000000000000000002000000000000000000000000000000000000000000000058020000080100000102000000000000011D1E8AF94257459C33565E5CC3F7E80000000000000000000000000000000002000000000000000000000000000000000000000000000057010000000000000002080000000000C30603000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000400000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000003000000000000000400000000000000C306030000081004816398FCFFFBCBBF0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000010000000100000087A620C509AECE0104000000000000000000000000000000000000000000000005000F0040000090000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000

Die Prozessor-ID variierte dabei immer mal wieder. Die Lösung dieses Problems war letztlich, wie bei der Grafikkarte auch, die Installation der Chipsatz-Treiber vom aktuellen Treiber-DVD-Inhalt den man per FTP herunterladen kann:

ftp://ftp.supermicro.com/CDR-X10-UP_1.03_for_Intel_X10_UP_platform

ISO:

ftp://ftp.supermicro.com/CDR_Images/CDR-X10-UP/

Entpackte ISO/Einzeldownloads:

ftp://ftp.supermicro.com/ISO_Extracted/CDR-X10-UP_1.20_for_Intel_X10_UP_platform/

Wie sich im TechNet-Forum zeigte, gab es in der Vergangenheit auch mal ein Problem mit Nehalem-Prozessoren, als auch mit einem Fehler in Windows Vista und Server 2008:

Event ID 19, WHEA-Logger mit Hyper-V

The same WHEA error is logged again even though no uncorrectable error has occurred on a WHEA-enabled computer that is running Windows 7 or Windows Server 2008 R2

Event ID: 19 occurs on Windows Server 2008 or Windows Vista Service Pack 1-based computers that use Intel Nehalem processors

Man beachte bei den MS-Artikeln, das sich die Meldung zu unserer Fehlermeldung unterscheidet, da wir einen Paritätsfehler gemeldet bekamen. Das Problem ist keineswegs auf Windows Server oder Hyper-V beschränkt, wie man in diesem Beitrag im VMware-Forum erkennen kann:

WHEA-Logger warnings only with VMWare Player

Download ist nicht gleich Download

Genau haben wir das nicht geprüft, aber nach einem kurzen Blick auf die Links im Download-Bereich der Homepage zeigte, das zwar die Dateien ebenfalls auf dem FTP-Server liegen, aber in anderen Verzeichnissen.

Letztlich ist der Download direkt per FTP des jeweiligen Mainboard-Ordners scheinbar die sicherere Lösung. Mit einer Größe von insgesamt ca. 3 GB dauert das aber je nach Internetanschluss eine Weile. Da es kein Abbild ist, kann man natürlich, sofern man genau weiß was man sucht, die einzelnen Treiber-Pakete oder Unterordner herunterladen.

Lädt man den gesamten Ordner für eine Mainboard-Serie herunterladen, so ist alles enthalten, wie z.B. die notwendigen Treiber, .NET Framework und die Monitoring-Software SuperDoctor und das gleich in drei Versionen (II, III und V).

Guter Support

Der Support von Supermicro hat mich sehr überrascht. Statt mehr oder weniger umständlich über irgendwelche Kontakt-/Support-/RMA-Formulare gehen zu müssen, kann man ganz normal ohne Ticket-Nr. (o.ä.) eine E-Mail schreiben.

Über den gesamten Vorgang hinweg gab es den gleichen Ansprechpartner. Antworten kamen schnell (am gleichen Tag, oft auch nach ein paar Minuten) und man hat sich wirklich bemüht.

Fazit

Abgesehen vom Problem mit dem RAID-Controller kann man sagen, hat man die Probleme mehr oder weniger selbst verursacht. Allerdings war bis zum Verweis des Supports auf den FTP-Server nicht bekannt, das es (Versions-)Unterschiede zwischen den Treiber-Downloads gibt.

Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, das ich mit den Treiber-Archiven von so manchen Hersteller schon Bauchlandungen gemacht habe. Sei es wegen veralteter Treiber oder gar solcher, die für Systemabstürze gesorgt haben. Aber zugegeben, es ist mein erster Supermicro-Server. Es war (einmal mehr) eine lehrreiche Erfahrung und auf die Art konnte man den Support mal testen.

Unterm Strich bin ich mit dem System trotz der anfänglichen Schwierigkeiten zufrieden.

Update 25.10.2017

Links zu den Supermicro-Downloads aktualisiert.

10 Kommentare

  1. Simon

    Hallo,

    Da ich gerade auf der Suche nach stromsparenden Komponenten für meinen Xenserver bin. Mich würde brennend der Stromverbrauch dieses Mobo mit dem Xeon E3-1230 v3 interessieren. Am besten ohne Raidcontroller lediglich Bootplatte.

  2. andy

    Folgende Messergebnisse habe ich bis jetzt:

    Offline – 5 W – nur das Management-Modul [BMC/IPMI] läuft
    Online – 50 W – ohne HDD, ohne BS
    Online – 25 W – 1x HDD (WD2500AAKX, 250 GB SATA3) mit Windows Server 2012 (GUI, ohne Rollen oder Features , aktuelle Treiber und WU/MU, Leerlauf)

    Alle Angaben ohne Gewähr. Ferner habe ich keine präzise Messtechnik, sondern lediglich zwei Energiekostenmessgeräte der Einsteigerklasse.

  3. alex

    Hallo,
    ich habe mir auch das Supermicro X10SLH-F gekauft mit Xeon E3-1230v3 CPU.
    Leider startet das System bei mir auch nicht. Bin mir nicht sicher ob es eventuell auch am Netzteil liegt. Habe ein Seasonic G-360 verbaut. Sah von den Daten her sehr sparsam aus, aber eventuell reicht es nicht um den Xeon zu starten.
    Brauch ich für die Board – CPU Kombi ein spezielles Netzteil oder muß ich sonst noch etwas beachten? Hatte bisher noch nie ein Server Mainboard.

    Bin über die Google Suche auf diesen doch schon etwas älteren Blog Eintrag gestoßen. Wäre toll wenn ich trotzdem noch eine Antwort erhalte.

  4. andy

    Hi Alex,

    ein spezielles Netzteil benötigt man nicht. Ein Desktop-Netzteil tut’s auch. Das Seasonic G-360 könnte in der Tat etwas zu schwach sein oder hat ein (ähnliches) Problem wie bei uns seinerzeit, evtl. mal 400W oder mehr testen. Bei einem Versuch mit einem 300W NT das Board zu starten tat sich außer Lüfter drehen ebenfalls nichts.

  5. alex

    Danke für die schnelle Antwort.
    Werde mal ein 400 W Netzteil versuchen.
    Leider haben sich bei mir nicht einmal die Lüfter gedreht.
    Nur die LEDs auf dem Mainboard haben geleuchtet.

  6. andy

    Ich habe gerade mal geschaut, in einem unserer Maschinen ist ein 630W NT von bequiet verbaut. Ich muss allerdings dazu sagen, das ist ein System mit zwei RAID-Controllern, 6x HDD und 2x SSD.

  7. Pat

    Hey, super Artikel! Ich ahb genau dasselbe Problem, bootet nicht, nur Slot 3… und mein Intel Lan funktioniert mit angeschlossenem Adaptec nur mehr oder minder. Ständig BOSD… zum kotzen

    Kannst du mir das Bios schicken oder hier hochladen. WÄRE SUPER!!!

    Vielen Dank!

    Pat

  8. andy

    Hi Pat,

    hast du mal geprüft, ob die Version von der Homepage mit deiner installierten Version übereinstimmt?

    Auf der Produktdownloadseite ist hiervon die Rede:

    BIOS File Name: x10slh4_424.zip
    BIOS Revision: R 2.0

    Ansonsten einfach den Support anschreiben und das Problem schildern: support@Supermicro.com

  9. Pat

    hi… das neuste bios habe ich drauf und die neusten treiber auch !!!
    könnste mir das bios mal zuschicken…

    Firmware Revision : 01.35
    BIOS Version : 2.0
    BIOS Build Time : 04/24/2014

    gruß Pat

  10. andy

    Na dann hilft nur der Support, die schicken dir dann das BIOS, wenn es etwas neueres gibt: support@supermicro.com

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