Nach der nennen wir’s mal unglücklichen Übernahme von Kerio durch GFI und der daraus resultierenden Situation mit monatelang keine Updates und die, die es gab auch noch Schwierigkeiten verursach(t)en, wurde es Zeit sich etwas anderes einfallen zu lassen.
Etwas eigenartig war zudem die Situation, das der DACH-Vertrieb kurz nach der Übernahme sehr aktiv ein anderes Produkt als Kerio angeboten hat. Das wunderte nicht nur uns, sondern auch weitere Partner, wie sich in diversen Gespräche zeigte. Im Kerio-Forum war zudem des öfteren zu lesen, das aufgrund der Probleme mit Abgleich usw. der eine oder andere wohl zu Exchange migrieren will/muss oder sogar getan hat.
Wir nahmen die Schwierigkeiten der vergangenen Monate und die demnächst auslaufende Lizenz beim Kunden zum Anlass, ein Crossgrade von Kerio Connect zu MDaemon Messaging Server vorzunehmen. Zum einen fällt dann die Entscheidung leichter, zum anderen sollten die bekannten Probleme mit Kerio Connect ein Ende finden.
Bemerkung: Wenn von Kerio Connect die Rede ist, ist damit der eigentliche Server zzgl. ActiveSync und Outlook Connector gemeint. Ebenso verhält es sich mit MDaemon Messaging Server, nachfolgend MDaemon genannt, bei dem ebenfalls ActiveSync und MDaemon Connector (vormals Outlook Connector) verwendet wird.
Vorbereitung
Bei der vorhandenen Kerio-Installation mussten nur eine handvoll Postfächer umgezogen geworden, daher hielt sich der Aufwand in Grenzen und wurde manuell durchgeführt. Für größere Installationen muss man sich da eher Gedanken machen, ob und wie man die Daten von A nach B bekommt (z.B. MailStore, imapsync, …).
So eine Migration ist fast immer eine gute Gelegenheit aufzuräumen, so konnten alte nicht mehr benötigte Postfächer zuvor in Outlook als Datendatei (*.pst) exportiert werden. Die Mails ansich kann man sich dabei ggf. sparen, sofern eine Archivierungslösung verwendet wird. In dieser Umgebung war ein MailStore Server vorhanden, von daher reichte es aus die restlichen PIM-Daten (Kontakte, Kalendereinträge, …) zu exportieren.
Ebenfalls eine gute Idee ist es, die Postfachgrößen und Anzahl der Elemente zu prüfen. Mehrere belegte Gigabyte an Speicherplatz zusammen mit zehntausenden Elementen können zu einer langen Laufzeit bei der Migration führen, ferner “mag” das Outlook auch nicht besonders. Handelt es sich um sehr viele Mails, was in der Regel der Fall ist, sollte man einstellen, das Nachrichten älter als ein bestimmter Zeitraum nach erfolgreicher Archivierung aus dem Postfach gelöscht werden.
Man kann zwar zwei Mail-/Groupware-Server auf einem System installieren, allerdings gibt das immer Heckmeck mit den Ports. Daher wurde vorab ein PC mit MDaemon und Outlook installiert, der für die Dauer der Migration als Quasi-Server herhalten musste. Da sich MDaemon bekanntermaßen schnell und einfach umziehen lässt, stellt das keinen großen Umweg dar.
Die Migration ansich
Am Stichtag wurde dann das Leihsystem vor Ort aufgestellt und der Kerio Connect Outlook Connector dort installiert. Anschließend wurden für jedes zu migriende Postfach ein Outlook-Profil angelegt und darin sowohl Kerio als auch MDaemon eingebunden. Als nächstes wurde die Erstsynchronisation des Kerio Outlook Connector durchgeführt. Auf diese Weise spart man sich die Zeit wenn es dann ans eigentliche Umstellen geht.
Nach Feierabend des Kunden wurde die Zustellung bzw. der Abruf von Kerio Connect, gemeint ist der Server, deaktiviert. Auf dem Leihsystem wurde das jeweils zu migrierende Postach mittels entsprechendem Outlook-Profil aufgerufen, der Kerio Connect sync abgewarted und dann mittels Kopieren und Einfügen die Daten umgezogen.
Je nach Menge der Daten ist dabei etwas Geduld gefragt, mitunter stürzt Outlook auch ab, so das man neu starten muss.
Bemerkung 1: Klappt es mit dem Outlook Connector nicht, kann man Outlook 2013 oder neuer via ActiveSync einbinden und darüber kopieren. Gerade bei dieser unklaren Synchronisations-Thematik in der letzten Zeit zwischen Kerio und Outlook kann man darauf zurückgreifen oder damit noch einen Export der Daten vornehmen.
Bemerkung 2: Apropos Export, mitunter klappt es mit der Export-Funktion von Outlook nicht, alle Daten herauszuholen. Zur Not muss man händisch eine Datendatei anlegen und Ordner für Ordner manuell kopieren.
Bemerkung 3: Natürlich kann auch IMAP und *DAV verwendet werden, dies dann lieber mit Thunderbird als mit Outlook.
Kerio Connect deinstallieren
Bevor man Kerio Connect deinstalliert sollte man zur Sicherheit eine finale Datensicherung erstellen. Danach, wie bei jeder anderen Windows-Anwendung auch, über die Systemsteuerung des Produkt deinstallieren.
Hinweis: Es bleiben die Nutzdaten sozusagen als Rest zurück. Der Standardpfad lautet
C:\Program Files\Kerio
Diese kann man ebenfalls nochmal sichern und dann entfernen.
MDaemon umziehen
Da gibt’s nicht wirklich was dazu zu sagen, das läuft wie immer:
Ein paar Notizen zur Migration von MailStore- und MDaemon-Servern
Nachdem die Daten aus Kerio Connect zu MDaemon kopiert und Kerio Connect deinstalliert war, wurde der MDaemon auf den Kundenserver verschoben.
Clients anpassen
Richtung Finale geht es dann an die Arbeitsplätze. Dort das Outlook-Profil löschen, den Kerio Outlook Connector deinstallieren, den MDaemon Connector installieren, ein neues Outlook-Profil an- und darin das MDaemon-Konto hinterlegen. Outlook starten und den Erstabgleich abwarten.
Leider kommt es immer wieder vor, das Outlook dabei abstürzt. Bislang scheint nur zu helfen, Outlook so oft neu zu starten, bis das der Abgleich abgeschlossen ist. Das kostet leider immer Zeit und Nerven.
Sofern Mobilgeräte (Smartphone, Tablet) verwendet werden, müssen dort die Konten gelöscht und neu angelegt werden.
Hinweis: Selbst wenn Serveradresse, Benutzernamen samt Kennwort, etc. gleich bleiben, müssen die Konten neu angelegt werden!
Da seitens des Kerio Outlook Connectors auf den Clients Reste zurückbleiben, sollte man diese ebenfalls entfernen. Bei diesem Kunden hat das pro PC immer um die 100GB ausgemacht! Der Standardpfad lautet:
%LocalAppData%\Kerio
Nacharbeiten
Sofern z.B. mittels Server-Eye der Kerio Connect überwacht wurde, müssen die entsprechenden Sensoren gelöscht werden. Für MDaemon gibt es leider keine spezifischen Server-Eye Sensoren, den E-Mail-Versand und -Empfang kann man mit Mailroundtrip überwachen.
Hat man an der Kerio-Datensicherung “gedreht”, siehe hier, sollte man dies ebenfalls entfernen.
Wird eine E-Mail-Archivierung wie MailStore Server verwendet, so müssen die Archivierungsaufgaben angepasst werden.
Abschlussbemerkung
Auch wenn für diese Migration ein Abend “drauf gegangen” ist, so konnte der Kunde am nächsten Tag nahezu wie gewohnt arbeiten. Klar, ein paar Ordner sehen anders aus, im Großen und Ganzen war das allerdings kein Problem.
Durch den Wegfall von Kerio Connect ist nun auf dem Server sogar mehr Speicherplatz frei. Das liegt mitunter an der Art, wie Kerio Datensicherungen erstellt hat. Da bei MDaemon alles im Dateisystem liegt, ist eine Sicherung überaus einfach.
Verheiratet, Vater von zwei Kindern, eines an der Hand, eines im Herzen. Schon immer Technik-Freund, seit 2001 in der IT tätig und seit über 10 Jahren begeisterter Blogger. Mit meiner Firma IT-Service Weber kümmern wir uns um alle IT-Belange von gewerblichen Kunden und unterstützen zusätzlich sowohl Partner als auch Kollegen.
Schreibe einen Kommentar