Windows Server 2016: Langwierige Updates

Bei (frisch installierten) Windows Server 2016 kann es durchaus sehr lange dauern, bis die eigentliche Installtion der Updates nach dem Download startet bzw. durchläuft.

In den vergangenen Tagen habe ich zwei Windows Server 2016 installiert. Nummer eins war eine OEM-Installation auf einem neuen Terra Miniserver, Nummer zwei eine virtuelle Maschine.

Bei der ersten Runde in Sachen “Windows Update” lieferte der Miniserver den Fehler 0x800705b4. Ein weiterer Versuch klappte ebenfalls nicht, weswegen ich dann auf “sconfig” auswich, da man dort (zumindest theoretisch) die Möglichkeit hat, das Update-Verhalten zu ändern und einzelne Updates auszuwählen.

Für den Anfang und weil’s bei früheren Versionen von Windows schnell ging, wurde erstmal das Defender-Update ausgewählt.

Aber nichts da mit schnell, weder in der Eingabeaufforderung noch in der Oberfläche der Einstellungen war ein Fortschritt zu erkennen. Die Ereignisprotolle lieferten ebenso wenig etwas brauchbares. Genauso war es mit “Get-WindowsUpdateLog” in der PowerShell (dem neueren Pendant zum “WindowsUpdate.log”). Bei Blick in den Ressourcenmonitor offenbarte viel Aktivität bei “C:\Windows\Logs\CBS\CBS.log”:

Dieser Vorgang nahm über eine Stunde in Anspruch. Danach war keine Aktivität mehr festzustellen. “sconfig” stand immer noch auf “Updates werden installiert”, unter “Einstellungen” wurden nur die verfügbaren Updates aufgelistet. Erst ein Blick in den Updateverlauf zeigte, das entgegen der Auswahl bei “sconfig” alle verfügbaren Updates installiert wurden und ein Neustart gefordert ist.

Nach dem Neustart standen keine Updates mehr zur Verfügung. Mal sehen, was nächsten Monat dann los ist.

Bei der virtuellen Maschine klappte die erste Runde der Windows Updates ohne Fehlermeldung, aber dennoch ackerte sich der Windows Server sich zunächst am “CBS.log” ab, bevor nach einer Stunde die Updates installiert und der Server außerhalb der Nutzungszeit automatisch neu gestartet wurde.

Seltsames Neustartverhalten

Uneins ist sich Microsoft wohl auch was das Neustarten außerhalb der Nutzungszeit angeht. Während der Miniserver manuell neu gestartet werden musste, so machte dies die virtuelle Maschine von selbst. Bei ersterem lag das möglicherweise an der Fehlersituation.

Man ist wohl nicht alleine

Schaut man sich diesen Thread an, wird schnell klar, das man mit diesem Schwierigkeiten nicht alleine ist:

MS TechNet Forum – what’s with the really slow windows updates on 2016?

Bleibt zu hoffen, das Microsoft dies in den Griff bekommt und hoffentlich beim generellen Handling der Updates wieder auf das alte System zurückschwenkt, so das man ohne Umwege wieder einzelne Updates auswählen, installieren und dann neustarten kann, wann es passt (und nicht wann es Microsoft passt).

Schlussbemerkungen

Grundsätzlich bin ich persönlich weder bei Windows 10 noch Windows Server 2016 kein Freund davon, das diese automatisch irgendwann in einem 12-Stunden-Fenster neu starten. Problematisch dürfte dies sein bei unangekündigten Überstunden wie auch bei Umgebungen mit Mehrschichtbetrieb.

Das aktuell unberechenbare Updateverhalten kann darüber hinaus zum Problem werden, wenn man nur überschaubare Zeitfenster für die Wartung hat.

Update 20.08.2018 – 10:28

Im MS TechNet Forum schrieben Kollegen es scheint etwas zu verbessern, wenn Defender deaktiviert oder “C:\WIndows\SoftwareDistribution” als Ausnahme definiert ist oder WSUS eingesetzt wird. Meiner Beobachtung nach hat das zumindest bei den uns betreuten Systemen leider nicht geholfen.

Bei einem Telefonat mit einem Hersteller von hyperkonvergenten Systemen kam das Thema ebenfalls auf, leider kennt man auch dort das Problem und hat keine Lösung.

Bei einem Frühstück mit einem Kollegen meinte dieser er kennt das nicht bzw. man solle ein anständiges Storage einsetzen, bei Windows Server 2016 würde vieles über den Cache laufen, daher dem Storage oder RAID-Controller 16 GB “verpassen”.

Wenn man das nun so überblickt, scheint das Ganze nicht unbedingt von einer bestimmten Hardware oder Konstellation abhängig zu sein. In unseren Fällen ist es unerheblich ob es eine einzelner standalone Server mit oder ohne RAID ist oder virtualisierte Maschinen auf entsprechender Hardware als auch hyperkonvergente Systeme, die entsprechend (hoch-)optimiert sind.

Man könnte darauf spekulieren, das Microsoft dann bei Windows Server 2019 vielleicht schnellere Updates als neues Feature anpreist 😉

Update 20.08.2018 – 21:34

Golem berichtet unter Berufung auf einen Microsoft Blog-Beitrag darüber, das die Redmonder den Update-Prozess bzw. die Pakete für Windows 10 und Server 2016 ändern möchte:

Windows 10 – Windows IT Pro Blog – What’s next for Windows 10 and Windows Server quality updates

golem.de – Windows-Updates: Statt drei verschiedener nur noch ein kleineres Updatepaket

Das lässt Hoffnung aufkommen, das sich evtl. doch noch was tut, auch wenn es noch bis Februar 2019 dauern wird. In den Kommentaren bei Golem findet sich ebenfalls das leidige Thema mit den lahmen Updates.

Update 15.11.2018

Auch die November-Updates liefen auf Windows Server 2019 zügig durch. Soweit scheint es also wirklich so zu sein, das zumindest bei dieser Version diese langwierige Update-Thematik behoben ist.

In wie weit die nun wieder möglichen Express-Updates bei Windows Server 2016 helfen können, muss sich noch zeigen.

Update 12.02.2019

Leider gibt es nach wie vor nichts neues. Um auszuschließen das der eine oder andere Tipp aus dem TechNet Forum nicht doch etwas bringt habe ich ein wenig getestet. Windows Updates lassen sich nicht im abgesicherten Modus installieren, zumindest habe ich keinen gangbaren Weg gefunden. Zurücksetzen von Windows Updates half bislang ebenso wenig wie der Einsatz von WSUS. Manuell herunterladen und installieren spart zumindest das Warten auf den Download via BITS. Defender deaktivieren und deinstallieren ebenso keine Änderung.

Was noch auf meiner Agenda steht ist die Offline-Installation. Das könnte möglicherweise bei virtuellen Maschinen helfen, bei Systemen direkt auf dem Blech geht das nicht so leicht.

Update 22.02.2019

Bei heise gibt’s einen aktuellen Artikel zum diesem leidigen Thema mit aktuellen Zahlen und Vergleichen sowie Verweisen auf andere Quellen wie lange die Installation von Updates bei den unterschiedlichen Windows Server-Versionen benötigen.

Windows Server 2016: Update-Installation braucht Geduld

Eine Lösung ist weiterhin nicht in Sicht.

Update 21.02.2020

Ein knappes Jahr später gibt es leider immer noch nichts neues, Microsoft sitzt es anscheinend wirklich aus.

Nachdem ein Kollege mal meinte, das beim Windows Server 2016 sehr viel über den Cache laufen würde nahm ich diese Aussage und einen aktuellen Test zum Anlaß dieses Thema erneut anzugehen.

Um in Sachen Performance, Cache, usw. noch etwas mehr zu reißen wurde auf einem Testsystem PrimoCache installiert. Man sieht zwar das der L1 (RAM) sowie L2 (SSD) Cache angesprochen wird, an der “wahnsinnigen Geschwindigkeit” der Updates ändert das leider nichts.

Bei einer Teststellung eines sanXaler, damals noch von Losstech, kam das Thema ebenfalls auf. Diese Systeme haben seitens der Hardware als auch der Software (DataCore) richtig ordentlich Power, aber auch das half nichts.

Es ist und bleibt ein grundlegendes Problem von Windows Server 2016, das die Windows Updates so unsäglich langsam installieren.

3 Kommentare

  1. Marco

    Hallo Andy,

    ich sitze mal wieder in meinem Updatefenster und bin echt am ” das Essen nochmal durch den Kopf gehen lassen”.
    Es ist ein bisschen beruhigend, dass auch andere Administratoren schon alles versucht haben Windows Update auf SRV2016 Beine zu machen.
    Cool dass du das Thema so lange verfolgt hast und scheinbar immer noch verfolgst.

    Ich bin gespannt, was du noch herausfindest.

    By the way…
    Windows Server 2019 sind nur unwesentlich schneller, was ihr Updateverhalten angeht. Meine Erfahrung.

    Kannst du das bestätigen?

  2. Andy

    Hallo Marco,

    vielen Dank für dein Kommentar. Mit Windows Server 2019 haben wir bislang überhaupt keine Probleme, die Updates laufen so schnell wie zu Windows Server 2012 R2-Zeiten.

  3. Andreas Sturma

    Hallo,
    kann leider nur Andy zustimmen.
    2019er laufen auf Minimal VMs (4vcores und 4GB) sauber und schnell durch.
    Ebenso die alten 2012R2.
    Alleinig die 2016er sind jedesmal eine Spaßbremse (egal wie viel Technik da reingeschoben wird) und man ist ewig am Warten (mittlerweile weiß man schon das es kein Fehler ist sondern ein Feature by design von MS)
    Besonders toll ist die Neustartstartphase beim 2016er (hier war ich anfangs schon öfter dabei den Prozess zu würgen – war natürlich falsch).
    Man muss nur genügend Zeit mitbringen (leider hat man die in den engen Wartungsfenstern nicht immer)

    Gruß Andreas

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